Was gibt es Nachhaltigeres, als die Wiederverwendung von bereits verwendeten Materialien? Lange Zeit war die Nutzung von alten Balken und Brettern nur eine winzige Randerscheinung des Holzmarktes. Die Gründe hierfür sind sehr vielschichtig. Wir möchten euch in diesem Artikel auf eine kleine Reise in dieses spannende Thema mitnehmen.
Tatsächlich ist das Verwenden von altem Holz eine weit zurückreichende Tradition. Wenn sich auch die Gründe hierfür im Laufe der Zeit wesentlich verändert haben, so beginnt das Recyclen mit alten Baustoffen.
Vor dem Zeitalter der Industrialisierung lag der Grund auf der Hand: Bäume mussten per Hand gefällt und zu Balken und Brettern zugesägt werden. Wer sich einmal mit diesem Prozess beschäftigt hat weiß, dass es sich hierbei um eine äußerst kraftraubende und zeitintensive Angelegenheit handelt. Schaut man genau hin, so findet man immer wieder in Dachstühlen, Scheunen und Fachwerkwänden Bearbeitungsspuren (Zapfenlöcher, Ausklinkungen usw.) welche auf eine Zweitverwendung hinweisen. Und dies schon in Gebäuden aus den 17. Jahrhundert.
Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts drohte diese alte Tradition fast völlig zu verschwinden. Auch wenn in Teilen von Süddeutschland weiterhin Altholz verwendet wurde, so sah man es vielerorts in der Nachkriegszeit höchstens noch als Brennholz an.
Die einzige kleine Sparte, welche weiterhin auf Altholz setzte, war die Fachwerkrestauration. Eiche ist ein extrem hartes und somit sehr langsam trocknendes Holz. Um Balken im Bestand zu tauschen, ist es jedoch äußerst wichtig, dass diese eine Restfeuchte von unter 20% aufweisen. Als Faustregel kann man sagen, dass ein zugesägter Balken ca. 1 cm pro Jahr trocknet. Bei Querschnitten von bis zu 45 cm im Bereich von Deckenbalken ist es also quasi unmöglich die Balken über einen so langen Zeitraum (22 Jahre) zu lagern. Also blieben die trockenen, alten Balken weiterhin fester Bestandteil der Fachwerkrestauration.
Nachdem die Jahre bis in die frühen 2000er geprägt waren von dem Drang nach Perfektionismus in der Holzsortierung, dem experimentieren mit neuen Formen, mit künstlichen Oberflächen und lackiertem Holz, entwickelte sich als Gegenstrom zu dieser Kühle eine Freude an der Individualität, an einem gewissen Grad an Inperfektionismus und an warmer, einladender Ausstrahlung.
Die Patina macht es
Gezeichnet durch jahrzehntelange Einflüsse von teilweise extremen Wetterbedingungen entwickelt jedes Stück Holz seine ganz individuelle Patina. Und nicht nur das. Jedes einzelne Holz trägt, wenn manchmal auch als gut gehütetes Geheimnis, ein Stück Geschichte in sich. Kennt man sich ein wenig aus, so kann man sogar anhand der Oberfläche und Verfärbung Aussagen über das Alter, die Verwendung und manchmal sogar über die Herkunft machen.
Die Bergung und Aufbereitung
Man kann sicher sagen: aufwendiger könnte es nicht sein. Altholz macht viel Arbeit und zwar egal welcher Arbeitsschritt.
Abtragen statt Abreißen
Möchte man dieses wertvolle Holz bergen, so kann man das schwere Gerät eines Abrissunternehmens nur bedingt gebrauchen. Die wertvollen Hölzer müssen aufwendig demontiert und vorsichtig gepackt und abtransportiert werden. Hierbei kommt die Baggerzange eher als Pinzette als in ihrer eigentlichen Bestimmung zum Einsatz. Bereits auf der Baustelle werden die Materialien grob nach Holzart und Abmessungen sortiert und in Paketen zur Weiterverarbeitung transportiert.
Waschen, „gesund“ schneiden und entnageln
Hat man das Rohmaterial auf dem Holzlager, so geht die Arbeit erst richtig los. Die Balken sind voll mit Lehm, Staub, Dreck und Nägeln. Nach dem groben befreien, werden die Enden gesund geschnitten und noch einmal Längensortiert. Anschließend wird der stärker anhaftende Dreck mit einem Hochdruckreiniger abgewaschen. Erst jetzt sind die Hölzer für die weitere Verarbeitung bereit. Ein großes und das fast zeitaufwendigste Problem sind die Nägel.
Jedes Haus, jede Scheune und jeder Schuppen hat jede Menge Eisen in seinen Hölzern. Vom kleinen Putznagel über die Befestigung der Lattung auf dem Dach bis hin zu großen Bolzen der tragenden Holzverbindungen, überall sitzen sie. Im Zeitalter der Metalldedektoren kann man zwar auch den verstecktesten Nagel schnell orten, das Ziehen ist jedoch schwierig und muss vorsichtig geschehen, um einen möglichst geringen Schaden am Holz zu hinterlassen. Jetzt können der genauere Zuschnitt und weitere eher gewohnte Schritte der Holzverarbeitung beginnen.
Die Verarbeitung braucht viel Geschick
Ist das Rohmaterial fertig vorbereitet fängt, der Spaß an. Eine Platte mit originaler Patina zu fertigen braucht viel Kenntnis und Gefühl zum Material. Keine Bohle gleicht der anderen und keine ist wirklich grade. Möchte man ein stimmiges Bild einer solchen Platte erhalten, so kommt man nicht um viel sortieren und puzzeln herum. Auch die zu kalkulierenden Verschnittwerte liegen deutlich über den normalen Kalkulationswerten einer Schreinerei/Tischlerei. Das Ergebnis jedoch ist ein Unikat, dass seines gleichen sucht. Wir sind uns einig: jede Mühe ist dieses Ergebnis wert. Aus diesem Grund haben wir uns als einer der ersten großen Möbelproduzenten entschlossen, Altholzplatten fest in unsere Kollektion aufzunehmen.
Die Alltagstauglichkeit
Immer wieder werden wir gefragt, ob solch eine rustikale Oberfläche denn praktisch im Alltag sei. Als Lösung hierfür haben wir unsere Altholzplatten aufwendig verarbeitet um ein Maximum an Ausdruck und Nutzbarkeit miteinander zu vereinen. Die Ailholzplatte Castle G wird minimal in der Oberfläche begradigt – gerade so viel, dass die Bohlen eben werden, die Patina aus den oberen Schichten jedoch erhalten bleibt. So erhalten wir eine Oberfläche, die Geschichte erzählt. Gerne stehen wir natürlich jederzeit mit unserer Fachkenntnis beraterisch zur Verfügung. Hierbei sei nur kurz erwähnt, dass Gill Hartkopf, der Geschäftsführer von TischDirekt.de schon seine gesamte berufliche Laufbahn mit diesem Material arbeitet.
Abschließend möchten wir die Thematik der passenden Oberfläche und damit diesen Artikel mit dem Zitat eines Kunden und leidenschaftlichen Altholzliebhabers beenden. Als die Frage des praktischen Nutzens und der Altagstauglichkeit der Oberfläche aufkam antwortete er wie folgt: „Herr Hartkopf, alle schönen Dinge im Leben bedingen ein höheres Maß an Aufmerksamkeit: schöne Pferde, schöne Autos, schöne Häuser…“
Euer TischDirekt Team
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